Marguerite Bays
Ort: Siviriez
Attribute: keine zugewiesenen
Gedenktag: 27. Juni
Ihr Lebensmittelpunkt ist das freiburgische Siviriez, wo Marguerite Bays gottesgläubig im 19. Jahrhundert lebt und wirkt. 2019 wird sie von Papst Franziskus heiliggesprochen.
Südwestlich von Romont schlängelt sich die Glâne durch das Molassehügelland. Hier wird 1815 im Dörfchen La Pierra ein Kind geboren. Das neue Gesicht gehört Marguerite, der Zweitgeborenen der Familie. Fünf weitere Geschwister folgen, so übernimmt sie schon früh Verantwortung. Drei Jahre lang besucht sie die Schule. Ansonsten hilft sie ihren Eltern bei der Haus- und Gartenarbeit. Die Bauern leben bescheiden, die Früchte des Gartens und der Felder reichen aus. Marguerite ist ein aufgewecktes, lebendiges und heiteres Mädchen. Die Wunder der Natur, das Brechen der Sonnenstrahlen über dem Hügel, die beruhigende Wirkung des fliessenden Wassers und die Sonnenblume, die sich zum Himmel streckt, führen sie zur Versenkung und in die Stille des Gebets.
Marguerite wächst heran und sorgt schon bald für allerlei Kinder, welche grosse Fragen über Gott und die Welt stellen. Spielerisch vermittelt sie den Glauben oder spricht mit ihnen über die Predigt des Pfarrers, damit die Kinder sie verstehen können. Sie nennen Marguerite «Marraine» (Patin) als Zeichen der Zuneigung. Wie eine Gotte übernimmt sie die Begleitung der Kinder. Ihre Bekannten denken, dass sie dem Kloster beitreten würde. Doch sie lebt von ihrem Beruf als Schneiderin und geniesst ein eheloses Leben in selbstgewählter Keuschheit.
Ihr Spinnrad klappert schon frühmorgens. Was hier entsteht, macht Menschen glücklich und wärmt. Sie verteilt Wollsocken und ermutigende Worte. Sie nimmt mit Leidenschaft an der täglichen Messe in Siviriez teil. Sie lernt besorgte und belastete Mütter kennen und hilft mit Wort und Tat. Sie begleitet ihre Geschwister in schwierigen Lebensphasen und respektiert ihren Charakter. Sie nimmt sie als Kinder Gottes an und ist mit ihrer Präsenz eine Schwester der Liebe.
Marguerite Bays hilft mit viel Güte, Geduld und Gebeten. Sie kümmert sich um die Kranken im Dorf und sorgt für die Sterbenden. Aber auch sie selbst bleibt nicht verschont. Ein Darmkrebs verursacht Schmerzen, die wie Feuer die Lebensfreude ersticken. Nach längerer Krankheit lassen die Qualen plötzlich nach, an einem 8. Dezember ist sie geheilt. Sie verbindet sich so intensiv und elementar mit der Leidensgeschichte von Christus, dass sie in ihrer Versenkung in einen Zustand der Ekstase kommt. In der Karwoche zeigen sich an ihren Händen die Wunden des Gekreuzigten.
Nach einem Leben für die Nächsten stirbt Marguerite. Auf ihrem Grabstein, den man wie einen Schatz hütet, steht: «Sie hat gelebt, um Gutes zu tun. Ihr Andenken bleibt gesegnet. Verehrte Schwester, liebe und weichherzige Patin, vergiss nicht diejenigen, die du zurückgelassen hast.»