Beatus

Eine Drachenhöhle als Pilgerort

Ort: Beatushölen (BE)
Attribute: Rosenkranz, Drache
Gedenktag: 9. Mai

Vor bald 2000 Jahren schifft er über den Ärmelkanal, schliesst sich in Rom Petrus an. Menschenfreund Beatus vertreibt den Drachen am Thunersee und wird Einsiedler.

Die Hirten von Sundlauenen beobachten zwei Fremde am Ufer des Thunersees. Beatus und Justus tragen Kutten aus dickem schwerem Filz. Beatus kommt von Rom her ins Berner Oberland, sozusagen als Apostel der Schweiz. Zusammen mit Justus erzählt er von der frohen Botschaft: «Der Sohn Gottes hat die Welt erlöst. Der Tod hat keine Macht mehr – alle Menschen sind Geschwister.» In ihren Blicken wohnen Verständnis, Weisheit und Güte. Sie schenken den Hirten ihr Lächeln und zeigen ihre Liebe zum Leben und zu den Menschen. Die beiden suchen einen Ort, um sich zurückzuziehen. Sie hören von einer Höhle, die aber von einem feuerspeienden Drachen bewohnt wird, der die Gegend verwüstet.

Beatus und Justus steigen hinauf zur Höhle, wo sie mit Fauchen und Zischen empfangen werden. Beatus hebt seinen Pilgerstab und redet mit dem Drachen, denn er ist kein Drachentöter. Das furchtbare Biest verlässt daraufhin die Höhle in Richtung See, der siedend aufkocht, und kehrt nie mehr zurück. Beatus und Justus aber werden Freunde und Väter für die Menschen am Thunersee. Sie sprechen ihnen freundlich zu, trösten und heilen sie. Justus zieht es hinüber nach Einigen, auf die andere Seite des Sees. Beatus bleibt in der Höhle als Einsiedler. Mit Hilfe der Menschen entsteht bei der Höhle ein Kirchlein.

Immer wieder liegen gesammelte Pilze und Beeren vor der Höhle, Käse aus Gämsmilch ist ein Morgengruss für Beatus. Im Gemüsegarten am Bach wachsen Heilkräuter. Wenn Beatus gefragt wird, ob er das Volk getauft habe, antwortet er, das sei nicht nötig, denn die Menschen gehörten einer Schöpfung an, die keine Sünde kenne.

An einem kalten Wintermorgen will Beatus seinen Freund Justus in Einigen besuchen. Um auf dem vereisten Weg nicht hinzufallen, nutzt er einen Zaunpfahl als Stock. Als er seinen Mantel auf das Wasser ausbreitet, um darauf über den See zu fahren, dreht sich dieser im Kreis und will nicht gehorchen. Es fällt ihm ein, dass er Eigentum des Bauern mitgenommen hat. Kaum hat er seine Unachtsamkeit bemerkt, gleitet der Mantel ans Ufer zurück. Beatus steigt den Hang hinauf und steckt den Pfahl am Rand der Wiese in den Boden. Darauf fährt ihn sein Mantel über den See.

Beatus ahnt seinen Tod. Er bittet Justus, alle zu rufen, die sich durch sein Zeugnis Christus zugewandt haben. Sie kommen von allen Ufern des Thunersees. Beatus nimmt Abschied, ermuntert alle und segnet sie. Dann schliesst Beatus die Augen, seine Seele bewegt sich in den Himmel. Auf eigenen Wunsch wird er bei der Höhle beigesetzt. Manche Kranke, die sein Grab besuchen, werden von ihren Leiden befreit. Die St. Beatus-Höhlen werden zu zu einer Stätte des Gebets und im Mittelalter zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte in ganz Europa.